Fußball: Nach 19 Jahren – Luca Rüdel wechselt zum VfL Grafenwald

Wenn am 1. Juni 2025 der Schlusspfiff im Spiel zwischen der U23 des SV Rhenania Bottrop und der Reserve von Arminia Klosterhardt ertönt, wird das für viele Beteiligte ein ganz normaler Fußballnachmittag sein. Für einen Spieler jedoch wird dieser Moment eine ganz besondere Bedeutung haben – er wird nicht nur ein Spiel, sondern ein ganzes Kapitel beenden. Luca Rüdel, 23 Jahre alt, wird an diesem Tag voraussichtlich zum letzten Mal das Trikot des SV Rhenania tragen. Fast zwei Jahrzehnte, genauer gesagt 19 Jahre, hat er seinem Verein die Treue gehalten. Von der Jugend bis hin zu den Senioren – eine Kontinuität, wie sie im heutigen Fußball nur noch selten zu finden ist. Doch nun schlägt der junge Offensivspieler ein neues Kapitel auf. Ab der kommenden Saison wird er für den VfL Grafenwald auf Torejagd gehen.

„Es war eine schöne Zeit. Ich habe so viele Freunde durch Rhenania kennengelernt und auch viele dorthin geholt. Ich bin dankbar für alles, was mir der Verein gegeben hat. Aber ich glaube, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, einen neuen Weg einzuschlagen“, erklärt Rüdel mit einer Mischung aus Wehmut und Vorfreude.

Dass jemand seinem Jugendverein so lange treu bleibt, ist mittlerweile eine Seltenheit. In Zeiten, in denen Spieler häufig den Verein wechseln oder sich früh neuen Herausforderungen stellen, ist Rüdels Weg ein Beispiel für echte Vereinstreue – getragen von familiärem Rückhalt, Teamgeist und ehrlicher Begeisterung für den Sport.

Luca Rüdel in der Jugend von Rhenania; Foto: privat

„Ich wollte nie weg. Rhenania war für mich wie eine zweite Familie. Schon als kleiner Junge war das für mich der Verein schlechthin – und das hat sich nie geändert“, erinnert er sich. Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz machte er an der Horster Straße – auf Asche, wie man das früher eben tat. Es war sein Vater Christoph Rüdel, der ihn als erster Trainer begleitete und für den Sport begeisterte.

„Ich habe so viele Erinnerungen an die Zeit auf dem alten Platz. Mein Vater hat uns trainiert, das war richtig familiär. Später kam dann Sascha Adamski, auf der neuen Anlage. Die Zeit war besonders – das war eine prägende Phase für mich.“ In der Jugendzeit konnte Rüdel mit seinem Team viele Erfolge feiern. Stadtmeisterschaften, internationale Turniere – unter anderem in den Niederlanden – und zahlreiche Ligaerfolge prägten seine Entwicklung. Doch das schönste Geschenk, das ihm der Fußball machte, war etwas anderes: die Leidenschaft für das Spiel selbst.

Bezirksliga-Debüt im Jahr 2021

„Der größte Erfolg war nicht irgendein Titel – es war, dass ich jedes Jahr mehr Spaß am Fußball bekam. Das habe ich auch den vielen tollen Trainern zu verdanken.“ Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm Manuel Ephan, damals selbst aktiver Spieler der Ersten Mannschaft, der immer wieder bei den Jugendteams aushalf und dort seine Begeisterung weitergab.

Ein Highlight war ein Spieltag, an dem seine Jugendmannschaft in Deutschland-Trikots auflief – während der Gegner in Blau und Weiß auf dem Platz stand. „Das war an dem Tag, an dem Deutschland gegen Argentinien gespielt hat. Die Atmosphäre war einmalig.“ 2021 folgte schließlich das Debüt bei den Senioren. Im Spiel gegen den ESV Hohenbudberg durfte er zum ersten Mal Bezirksliga-Luft schnuppern. Das Spiel ging zwar klar mit 1:5 verloren, doch für Rüdel war es ein unvergesslicher Moment – ein Zeichen dafür, dass sich sein Einsatz über all die Jahre gelohnt hatte.

Vorrangig war er danach für die U23 aktiv. In der Kreisliga B sammelte er wertvolle Spielzeit, kam auf 13 Einsätze und erzielte vier Tore. Doch seine Karriere geriet ins Stocken: Ein Kreuzbandriss und die pandemiebedingte Fußballpause warfen ihn fast drei Jahre zurück. „Das war eine schwere Zeit. Es ging kaum voran. Ich hatte fast keine Spiele – und wusste nicht, ob ich nochmal zurückkomme.“

S04-Fan Luca mit Michael Büskens, Foto: privat

Erst als Stefan Thiele das Traineramt übernahm, kehrte Rüdel in die Mannschaft zurück. „Ich finde, meine Entwicklung unter Stefan hat einen richtig guten Weg genommen. Wir sind im zweiten Jahr in die Kreisliga A aufgestiegen – das war Wahnsinn. Die Mannschaft, die Relegationsspiele, das alles war einfach besonders.“

Nun aber zieht es ihn weiter – zum VfL Grafenwald, einem ambitionierten Verein im Fußballkreis Westfalen. Dort trifft er auf ein junges, hungriges Team und ein spannendes sportliches Umfeld. Der Wechsel kam durch einen Zufall zustande: Ein zufälliges Treffen bei einem Fast-Food-Restaurant mit Sven Koutcky, dem sportlichen Leiter des VfL, war der Anfang.

“Ich finde es schade wie es gekommen ist…”

„Wir haben einfach gequatscht – danach ist der Kontakt nie abgerissen. Letztendlich hat er mich überzeugt. Das Umfeld stimmt, das Team ist jung und ambitioniert. Es ist der richtige Schritt für mich.“ Trotz aller Vorfreude auf die neue Aufgabe blickt Rüdel auch kritisch zurück – besonders auf die jüngsten Veränderungen im Vorstand des SV Rhenania. Der Abgang von Jörg Kossek, Askin Senyil und seinem Vater Christoph Rüdel hat ihn bewegt. „Ich finde es schade, wie es gekommen ist – und damit bin ich nicht allein. Die drei waren immer da, hatten für jeden ein offenes Ohr und haben den Verein mit viel Herz geführt. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“

Gleichzeitig betont er, dass sein Abschied nichts mit der aktuellen Vereinsführung zu tun habe. „Sportlich gesehen war der Wechsel für mich der richtige Schritt – unabhängig davon, wer gerade im Vorstand sitzt.“ Doch bevor er in Grafenwald neu angreift, hat er mit seiner aktuellen Mannschaft noch ein klares Ziel vor Augen: den Klassenerhalt in der Kreisliga A. Fünf Spiele stehen noch aus, und gerade in dieser heißen Phase der Saison werden seine Tore von entscheidender Bedeutung sein.

„Wir geben alles, um die Klasse zu halten. Ich will den Verein mit einem guten Gefühl verlassen. Ich hoffe, dass wir gemeinsam noch einmal etwas erreichen können – das wäre ein schöner Abschluss.“ Luca Rüdel verlässt den SV Rhenania Bottrop als mehr als nur ein Spieler. Er war ein Vorbild für Treue, Leidenschaft und Identifikation. Seine Geschichte zeigt, dass Fußball weit mehr sein kann als Tore und Tabellen – nämlich ein Ort für persönliche Entwicklung, Freundschaft und Heimat.

Seine Art, auf dem Platz zu kämpfen, sich nach Rückschlägen zurückzukämpfen und nie den Spaß am Spiel zu verlieren, wird vielen in Erinnerung bleiben – ebenso wie seine Bodenständigkeit und sein Respekt gegenüber Mitspielern, Trainern und Verantwortlichen.

Für die Fans des SV Rhenania wird der 1. Juni nicht nur der letzte Spieltag der Saison sein – sondern auch ein Abschied von einem Spieler, der in Bottrop aufgewachsen ist, für den Verein gelebt hat und ihn nun mit einem großen Herzen verlässt.

Mattes

Lokalsport

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