„Stunde Null ?!“ – vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg

Mit einer Veranstaltungsreihe erinnert das Kulturamt an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren: Tanja Steinhaus von der VHS (v.l. stehend), Angelina Pech von der Lebendigen Bibliothek, Hannah Ehrhardt von der Kulturförderung und Dana Brüning von der Kulturwerkstatt, sowie Stadtarchivarin Heike Biskup (v.l. sitzend), VHS-Leiter Holger Gruner und Martina Schilling –Graef, Leiterin des Kulturamtes.

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Für die Menschen in Bottrop und im Ruhrgebiet beginnt mit der Stunde Null die Nachkriegszeit. So ist auch der Titel einer Veranstaltungsreihe des Kulturamts. „Stunde Null ?!“ legt die Perspektive auf den Anfang nach dem Ende. Mit historischen Veranstaltungen, Konzerten, Lesungen, Dokumentarfilmen und Theateraufführungen wird die unmittelbare Nachkriegszeit beleuchtet. Das Programm für die erste Jahreshälfte wurde jetzt im Kulturamt vorgestellt.

„Es gibt niemanden in diesem Land, den das nichts angeht“, sagt Martina Schilling-Graef, Leiterin des Kulturamtes. Mit dem Ende des Nationalsozialismus und des Krieges kippten die alten Gewissheiten und das Neue hat noch nicht begonnen. Der Alltag in Bottrop vor 80 Jahren wird aus der Perspektive der Kinder, Jugendlichen, der Soldaten und der Einwohner in den Blick genommen. Rundgänge führen zu den Spuren im Stadtbild, die bis heute sichtbar sind.

Den Auftakt macht am Freitag, 28. März, die Ausstellungseröffnung „Kindheit in der Nachkriegszeit – in Bottrop und anderswo“. Gezeigt werden Fotos aus der Sammlung von Michael-Andres Wahle, die Einblicke in das Leben von Kindern und den Alltag zwischen den Trümmern gibt. Ergänzt wird die Ausstellung mit Exponaten aus dem Stadtarchiv, die die Entwicklung Bottrops ausgehend vom Einmarsch der Amerikaner am 28. März 1945 beleuchten. Dies Ausstellung wird bis zum 10. Mai gezeigt. Begleitend hierzu wird am Freitag, 4. April, ein dokumentarischer Film im Filmforum gezeigt. Stadtarchivarin Heike Biskup hat Zeitzeugen nach ihren Kindheitserfahrungen und Erlebnissen befragt.

Am Freitag und Samstag, 11. und 12. April, wird Geschichte erlebbar. Zum „Liberation Weekend“ wird ein Feldlazarett mit amerikanischen Soldaten im Kulturhof am August-Everding-Kulturzentrum aufgeschlagen und nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise in den Frühsommer 1945.

Die Zerstörungen während des Kriegs sind Thema eines Stadtrundgangs am Samstag, 26. April. Heike Biskup zeigt historische Fotos und Dokumente an den Originalplätzen und weist auf die noch sichtbaren Spuren des Krieges hin.

Aus der Perspektive der Befreier wird am Dienstag, 29. April, das Kriegsende beschrieben. Filmaufnahmen der US-Army bei ihrem Einmarsch nach Westfalen werden im Filmforum gezeigt. Ralf Springer, Leiter des LWL Film-, Bild- und Tonarchivs wird die gezeigten Szenen in „Als die Amerikaner kamen“ erläutern.

Am Donnerstag, 8. Mai, jährt sich die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. An die Opfer und das Leid des Zweiten Weltkriegs wird ab 17 Uhr am Rathaus gedacht. Mit zwei Lesungen endet die Veranstaltungsreihe im ersten Halbjahr. Der Historiker und Biograf Oliver Hilmes liest am 15. Mai aus seinem Buch „Ein Ende und ein Anfang“. Aus unterschiedlichen Perspektiven der Sieger und Besiegten, den Tätern und Opfern schildert er die Erfahrungen der Nachkriegszeit. Die Entbehrungen und Abenteuer einer Jungenclique im zerstörten Essen erzählt Sarah Bosse in ihrem Buch „Die Schwarzfüße“. Am 5. Juni ist sie in der Lebendigen Bibliothek.

Das Programm ist von den Einrichtungen des Kulturamtes zusammengestellt worden. Für einige Veranstaltungen sind Anmeldungen notwendig. Für die Lesungen beträgt der Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro.

Martina Schilling-Graef sagt, dass die Kriegsfolgen Europa immer noch prägen. Für die Fortsetzung der Programmreihe in der zweiten Jahreshälfte will sie Ideen weiterer Partner aufnehmen. Wer sich mit Veranstaltungsangeboten an der „Stunde Null ?!“ beteiligen will, kann sich mit Anregungen an das Kulturamt wenden. Kooperationen gebe es bereits mit verschiedenen Schulen. „Junge Leute interessieren sich dafür, was ihre Großeltern erlebt haben. Geschichte hat für sie einen großen Identifikationsfaktor.“

(c) Text: Stadt Bottrop, Foto: Stadt Bottrop

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