Leipziger Buchpreisträger zu Gast an der vhs

Ein inspirierender Abend für die Teilnehmenden des Zweiten Bildungswegs: Der mehrfach ausgezeichnete Autor und Träger des Leipziger Buchpreises (2023), Dincer Gücyeter, war zu Gast in der Volkshochschule Bottrop und stellte sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Dabei ging es um mehr als Literatur – es ging um Identität, gesellschaftliche Herausforderungen und den Mut, seinen eigenen Weg zu gehen.

Schon zu Beginn zeigte sich, dass dieser Abend von besonderer Offenheit und Tiefgang geprägt sein würde. Auf die Frage, ob er sich mehr als Türke oder als Deutscher fühle, antwortete Gücyeter: “Weder noch, ich bin immer der andere, will immer etwas Neues entdecken, hinterfragen, meinen Horizont erweitern.”

Die Teilnehmenden der Schulabschlusslehrgänge hatten im Deutschunterricht mit ihren Lehrkräften Claudia Adams und Stephan Lux bereits Auszüge aus Gücyeters autobiografischem Roman “Unser Deutschlandmärchen” gelesen und nutzten die Gelegenheit, um mit dem Autor über die darin behandelten Themen zu diskutieren. Schnell wurde deutlich: Hier spricht jemand, der die Lebensrealitäten der Anwesenden versteht und ihre Erfahrungen reflektiert.

“Es ging mir nicht primär um Literatur. Ich möchte, dass junge Menschen meine Texte lesen und erkennen, dass sie aus Fehlern lernen, an Enttäuschungen wachsen und aus jedem Drama etwas Schönes machen können”, betonte Gücyeter. Sein eindringlicher Appell: Durchhalten, an Zielen arbeiten, ehrliche Arbeit wertschätzen.

Besonders bewegend wurde es, als der Autor über die zentrale Rolle der Frauen in seinem Roman sprach, insbesondere über seine Mutter Fatma, die mit harter Arbeit das Überleben der Familie in Deutschland sicherte. Dies führte dazu, dass eine Teilnehmerin von ihrem eigenen Schicksal berichtete: Auch sie hat als zwangsverheiratete Frau, trotz vieler Widerstände ihren eigenen Weg gefunden und das Leben ihrer Kinder zum Positiven verändert.

Der Abend zeigte, wie sehr Literatur verbinden und ermutigen kann. Gücyeter begeisterte mit seiner authentischen Art, seinem Mut zur Offenheit und seiner Fähigkeit, zuzuhören. Die Veranstaltung wurde dabei durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft gefördert.

Hat das “Deutschlandmärchen” ein Happy End? Gücyeters Botschaft lässt daran keinen Zweifel: Ja, denn jede und jeder kann es selbst schreiben.

(c) Text & Foto: Stadt Bottrop

Jetzt suchen