Am 6. Oktober wird in der Fuhlenbrocker Kirche zum letzten Mal heilige Messe gefeiert „Abschied und Aufbruch“ heißt es am 6. Oktober in St. Bonifatius.
An diesem Tag, dem Erntedankfest, feiert die Pfarrei St. Cyriakus die letzte heilige Messe in dieser Fuhlenbrocker Kirche.Es ist ein Tag, der gut passe, erklärt Andreas Willenberg, Pastor im Fuhlenbrock. „An diesem Ort ist viel Gutes geschehen, für das wir dankbar sind. Wir möchten an die Früchte erinnern, die hier gewachsen sind.“
Fast 70 Jahre war das Gotteshaus ein Ort des Gebets und Treffpunkt für die versammelte Gemeinde: 1957 wurde der Grundstein gelegt, 1958 erfolgte die Konsekration. Dass sich die Gläubigen von ihrer Kirche verabschieden müssen, war hingegen bereits länger klar. Im Votum des Pfarreientwicklungsprozesses war vor acht Jahren festgelegt worden, dass St. Bonifatius bis zum Jahr 2025 einer anderen Nutzung zugeführt werden soll.
Ansteigende Kirchenaustrittszahlen sowie der demografische Wandel hatten die Zahl der Katholikinnen und Katholiken in der Pfarrei und in Bottrop schrumpfen lassen. Gleichzeitig nehmen die Kosten für den Unterhalt der Kirche deutlich zu. Bisher gab es noch eine Vorabendmesse am Samstagnachmittag in St. Bonifatius. Ab Oktober wird diese in St. Ludgerus gefeiert.
In der Vorwoche zum 6. Oktober haben die Gläubigen Gelegenheit zum persönlichen Abschiednehmen. Die Kirche wird ab Samstag, 28. September, zu bestimmten Zeiten geöffnet sein. Wer mag, kann in dieser Zeit den Kirchenraum erfahren, ihn auf sich wirken lassen und an einer Erinnerungswand persönliche Gedanken oder Erinnerungen teilen. Am Tag der letzten Messe sei es sicherlich zu „rummelig“ dazu, vermutet Andreas Willenberg.
Nach der Messe soll es in einer Prozession zur St.-Ludgerus-Kirche gehen, wo das Erntedankfest gefeiert wird. Eine heilige Messe in St. Ludgerus wird es deswegen an diesem Tag nicht geben. „Es war uns wichtig, dass die Menschen aus St. Bonifatius und St. Ludgerus diesen Tag mitgestalten können“, betont Pastor Willenberg. In diesem Sinne hatten sich Gemeindemitglieder aus beiden Standorten mit ihm und Gemeindereferentin Britta Walkowiak zusammengefunden, um die Messe und das folgende Programm vorzubereiten. Der Gottesdienst bestehe thematisch gesehen aus drei Teilen, erläutert er. Der erste Teil sei von Abschied und Schmerz geprägt, was sich unter anderem in den Kyrierufen ausdrücke.
Der zweite Teil stelle die Erinnerung in den Mittelpunkt. In Form eines Dialogs mit Pastor Willenberg tragen anstelle der Predigt drei Gläubige aus St. Bonifatius vor, was sie dort erlebt haben und was sie mit dem Gotteshaus verbindet. Der dritte Teil schließlich sei auf die Zukunft ausgerichtet, so Willenberg. Das zeige sich beispielsweise in den Fürbitten.
Musikalisch wird der Gottesdienst vom Chor „Cantamus“ und der noch jungen Lobpreisband gestaltet – und damit vonMusikern, die im Fuhlenbrock proben oder dort beheimatet sind. Posaunenklänge begleiten die Prozession zur Ludgerus-Kirche.
Bei der Prozession, bei der auch die KiTas St. Bonifatius und St. Ludgerus mitgehen, werden die Gläubigen aus St. Bonifatius das Allerheiligste mitnehmen, die Sakramentsglocken sowie die 200 Kilogramm schwere Konradsglocke. Sie gehörte einst zur früheren Konradskapelle im Haus Waldfrieden, später dann zur Bonifatius-Kirche. „Es sind vertraute Dinge, die wir weiternutzen und weiter hören werden“, sagt Willenberg.
Die Konradsglocke wird die Sakristeiglocke der Ludgerus-Kirche ersetzen, die dann „in den Ruhestand“ geht, so Willenberg scherzhaft. An St. Ludgerus angekommen, werden die KiTa-Kinder einen Abschluss gestalten. Im Innenhof des Ludgerushauses wird ein Erntedank-Frühschoppen stattfinden. Auch die Erntegaben werden verteilt. Wichtig sei es, auch weiterhin Beziehungsmöglichkeiten zu bieten und Treffen zu ermöglichen, betont Willenberg. Die Räume unterhalb des ehemaligen Bonifatiusheims können weiterhin genutzt werden. Auch die umgebaute KiTa St. Bonifatius bringe Kinder und ihre Familien mit der Welt des Glaubens in Berührung, heißt es in einem Brief von Propst Jürgen Cleve an die Pfarrei.
Was in Zukunft auf dem Gelände der Kirche geschieht, ist noch offen. „Unsere Pfarrei erreichen Anfragen von Interessierten, die das Gelände, auf dem die Kirche steht, gerne für Projekte nutzen möchten, die im Einklang mit einer von uns als geeignet angesehenen Nachnutzung stehen“, informiert Cleve in seinem Brief.
Die Stadtverwaltung habe signalisiert, dass die Fläche baurechtlich gut verwertbar ist. Sie hätte ein Interesse daran, dass der Kirchturm als Landmarke erhalten bleibt.Um die Ausstattung des Gotteshauses kümmere sich die Pfarrei erst nach der letzten Messfeier. „Wir können nicht sofort alles lösen“, sagt Willenberg. Mit dieser Frage wird sich auch der Kreis derer beschäftigen, die den Abschiedstag mit vorbereitet haben. Sie möchten sich nach dem 6. Oktober weiter treffen. Ebenso um die Frage zu klären, wie den Menschen aus St. Bonifatius Brücken nach St. Ludgerus gebaut werden können. Fest steht bereits, dass es samstags einen Fahrdienst geben wird, der Gläubige, die die Vorabendmesse besuchen möchten und nicht selbstständig nach St. Ludgerus kommen können, dorthin bringen wird.
Eine schöne Erinnerung an St. Bonifatius ist das Fotoheft, das Küster Thomas Dodt mit eigenen Bildern der Kirche zum Abschied erstellt hat. Der Begleittext drückt es passend aus: Das Fotoheft solle trotz aller Wehmut auch ein erfreuendes Andenken an diese über Jahrzehnte so vielen Menschen vertraute Kirche im Fuhlenbrock sein.
Weitere Informationen:
Der Gottesdienst am Sonntag, 6. Oktober, beginnt um 10 Uhr in St. Bonifatius, Im Fuhlenbrock 186.
Im Anschluss geht es in einer Prozession zur St.-Ludgerus-Kirche, Birkenstraße 73. Im Innenhof des Ludgerushauses, Ludgeristraße 4, findet ein Erntedank-Frühschoppen mit Würstchen und Waffeln statt. Dort werden auch die Erntegaben verteilt.
In der Vorwoche ist die St.-Bonifatius-Kirche zu folgenden Zeiten geöffnet:
• Samstag, 28. September, 15 Uhr bis 17 Uhr
• Sonntag, 29. September, 15 bis 19 Uhr
• Montag, 30. September, bis Freitag 4. Oktober, 10 und 12 Uhr und 15 und 19 Uhr
(c) Text & Fotos: Propstei St. Cyriakus