Entscheidung fällt im nächsten Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Familie am 24. Mai
Der Zustrom von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Ländern reißt nicht ab. Auch in Bottrop werden demnächst alleine durch die Zuweisung vom Land über 500 weitere ukrainische Flüchtlinge erwartet. Damit genügend Kapazitäten vorhanden sind, sollen insgesamt drei weitere Unterbringungsstandorte im Stadtgebiet folgen.
Der aktuelle Stand
In Bottrop wurden bisher rund 650 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen. Davon kam knapp die Hälfte ungesteuert über Freunde, Bekannte oder Verwandte in die Stadt. Die restlichen Personen wurden über das Land zugewiesen. Nach dem im Flüchtlingsaufnahmegesetz festgelegten Schlüssel zur Berechnung der Aufnahmequote sollen weitere 570 Personen folgen. Dazu kommen weitere Flüchtlinge aus anderen Ländern, die bereits in Bottrop untergebracht sind, sodass Bottrop mit der anstehenden Aufnahme bei einer Unterbringung von insgesamt 1.600 Personen liegt.
Da die bisherigen Kapazitäten für Geflüchtete fast erschöpft sind, gab es weitere Standortanalysen, um neue Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. “Unser Ziel dabei ist es, Turnhallen und Zeltstädte zu vermeiden, um die Unterbringung so angenehm wie möglich zu gestalten”, hält der Vorsitzende des Sozialausschusses Matthias Buschfeld fest.
Dementsprechend ist die aktuelle Belegung der Turnhalle am Südring nur eine kurzfristige Lösung. Knapp 45 Personen sind dort untergebracht und sollen sukzessive nach Fertigstellung in die Containerstandorte am Tollstock und an der Schubertstraße umziehen. Dabei ist der Standort am Tollstock bereits bezugsfähig. Die 80 Plätze an der Schubertstraße sollen kommender Woche belegt werden. Anfang Juni folgt dann der dritte Containerstandort an der Hans-Böckler-Straße. Die Turnhalle bleibt nach der Umverteilung weiter im “Standby”, um Notfallplätze vorzuhalten.
Drei neue Standorte im Stadtgebiet
Im Bottroper Süden soll Ende Juni die Unterkunft an der Körnerschule um einen weiteren Containerstandort auf der rückwärtigen Sportanlage ergänzt werden. Aufgrund der bereits bestehenden Gemeinschaftsunterkunft profitiert die zusätzliche Anlage von der bereits bestehenden Hausverwaltung und der Infrastruktur im Allgemeinen.
Mit einer Kapazität von rund 150 Plätzen verteilt auf 75 Räume, bietet das ehemalige Direktionsgebäude der RAG auf dem Gelände von Schacht 10 am Alten Postweg eine optimale Grundlage für eine weitere Unterkunft. Sowohl die Bausubstanz als auch die Aufteilung der Räume ermöglichen eine strategisch sinnvolle Unterbringung. Da es im Inneren der Gebäudeteile Vandalismus gegeben hat und große Teile der Stromkabel entwendet wurden, muss zunächst eine Sanierung stattfinden. Dementsprechend wird bereits zum aktuellen Zeitpunkt ein Sicherheitsdienst vor Ort eingesetzt. Auch nach Bezug der Unterkunft soll der Sicherheitsdienst vor allem zum Abend und am Wochenende weiter im Einsatz bleiben.
“Wir rechnen damit, dass die Arbeiten rund acht Monate in Anspruch nehmen werden. Der Aufwand lohnt sich dennoch, da wir mit der RAG einen Vertrag über eine Nutzungsdauer von fünf Jahren vereinbart haben, sodass wir auch auf lange Sicht einen gut ausgebauten Standort zur Flüchtlingsunterbringung haben”, erklärt Sozialamtsleiterin und designierte Beigeordnete Karen Alexius-Eifert.
Da der Standort nicht zentral im Kirchhellener Stadtkern liegt, wird darüber hinaus auch die ÖPNV-Infrastruktur angepasst, sodass beispielsweise die Routen des Schulbusverkehrs und weitere Buslinien erweitert werden soll. “Es ist dabei auch wichtig zu beachten, dass viele der Geflüchteten mit ihrem privaten PKW nach Bottrop gekommen sind. Insofern ist eine grundsätzliche Mobilität bereits gegeben und am Standort sind ausreichend Parkplatzmöglichkeiten vorhanden”, ergänzt Karen Alexius-Eifert.
Bis zur Instandsetzung des Direktionsgebäudes, soll als Interimslösung das ehemalige STEAG-Gebäude auf dem Gelände Franz-Haniel an der Fernewaldstraße genutzt werden. Das Gebäude bietet rund 100 Personen Platz und besitzt eine gute Bausubstanz ohne große Vandalismusschäden. Bis Ende 2022 können die Räume zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden.
Eine Aufgabe – viele Beteiligte
Mit der reinen Standortfindung ist es jedoch nicht getan. Im Hintergrund arbeiten die verschiedensten städtischen Fachbereiche neben ihren alltäglichen Aufgaben Hand in Hand, damit möglichst schnell weitere Kapazitäten geschaffen werden können. So führen die MitarbeiterInnen des Fachbereichs Immobilien Gespräche mit Eigentümern und kümmern sich gemeinsam mit dem Tiefbauamt um die Abnahme und Umsetzung vor Ort, um beispielsweise den Anschluss an die Strom- und Abwasserversorgung zu gewährleisten. Das Gesundheitsamt unterstützt bei Themen wie medizinische Untersuchungen der Geflüchteten als auch der Sicherstellung von Sanitätsbereichen in den Unterkünften. Das Sozialamt arbeitet engmaschig mit dem ASB, der DRK, der AWO und den Johannitern zusammen, um die Geflüchteten vor Ort betreuen. Auch Hausverwalter werden für jeden Standort benötigt und sind aktuell ständig im Einsatz.
Darüber hinaus haben viele BottroperInnen Engagement gezeigt und ihre privaten Immobilien oder Räume zur Verfügung gestellt. “Diese Unterstützung war für uns besonders am Anfang eine große Hilfe und hat uns zeitgleich entlastet. So wurden die Geflüchteten bereits bei ihrem neuen Alltag begleitet, sie wurden in das Leben ihrer Gastgeber integriert und konnten in Ruhe ankommen”, hält Karen Alexius-Eifert fest.
Text und Foto: Stadt Bottrop