Bundesverdienstkreuz für Materialforscher Johannes Kolaska

Gewürdigt wurde vor allem sein Engagement im wissenschaftlichen Bereich

Oberbürgermeister Bernd Tischler hat am Freitag, dem 6. Mai, Johannes Kolaska das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht. Die Auszeichnung wurde dem Bottroper von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor allem für sein jahrzehntelanges, auch ehrenamtliches Engagement im wissenschaftlichen Bereich verliehen.

In der Vorschlagsbegründung für die Verleihung heißt es:

“Herr Johannes (Hans) Kolaska hat durch sein Engagement im berufsständischen, wissenschaftliche und wirtschaftlichen Bereich auszeichnungswürdige Verdienste erwor­ben.

Herr Kolaska ist verheiratet. Bis zu seinem Ruhestand 1994 war er rund 40 Jahre lang bei der Krupp-Widia GmbH in Essen tätig – zuletzt als Prokurist und Leiter der Hartmetall und Keramiklegierungsentwicklung.­

Bei der Krupp-Widia GmbH in Essen begann Hans Kolaska mit ersten Experimenten an Hartmetallen, die zu mehreren Patenten geführt haben. Auch am ersten deutschen Patent zum Mikrowellensintern von Hartmetallen war Hans Kolaska ebenfalls beteiligt. 1971 wurde auf seine Initiative erstmals in Deutschland das Heißisostatische Pressen (HIP) für das Nachverdichten von Hartmetallen eingesetzt Seit 1988 engagiert sich Herr Kolaska im Fachverband Pulbermetallurgie e. V. (FPM). Dort gründete er den Ar­beitskreis Hartmetall. 1993 wurde er Mitglied des Vorstandes. Über 150 Publikationen
und Aufsätze wurden durch ihn erstellt, darunter eine FPM-Vorlesungsreihe und das Handbuch “Pulvermetallurgie der Hartmetalle”. Dieses Handbuch gilt noch heute als ein Standardwerk in der Branche und wurde von der European Powder Metallurgy Association auch ins Englische übersetzt. Das jährlich vom FPM realisierte “Hagener Symposium Pulvermetallurgie” wurde über Jahre mit großem Engagement von Herrn Kolaska verantwortlich organisiert. Von 1985 bis 2017 verantwortete er außerdem die Herausgabe der Tagungsbände zum Symposium. Das Symposium wird mittlerweile von der gesamten Community der Metallurgie als fester Bestandteil des Forschungsjahres angesehen. Es bildet sowohl für viele junge Wissenschaftler als auch für erfahrene Experten eine wertvolle Informationsbasis. Seit 1986 war Herr Kolaska auch für die begleitende Ausstellung verantwortlich. Ihm ist es gelungen, die Anzahl der Aussteller von anfänglich fünf auf über 60 zu steigern. Während seiner über 25-jährigen Beratertätigkeit erhielt er durch den FPM Honorarzahlungen. Die enge Verbindung der Technologien und Materialien der klassischen Keramik und der Hartmetalle führte Hans Kolaska in viele Gremien und Arbeitskreise der Deutschen Keramischen Gesellschaft (DKG): Von 1980 bis 2018 war er Mitglied der Gesellschaft. 1992 wurde er in den Vorstand der DKG kooptiert, bevor er 1993 gewählt wurde. Seine Aufgabe bestand in der dauerhaften Vernetzung zwischen FPM und DKG, was ihm zum Nutzen beider Gesellschaften gelang. In dieser Funktion war er außerdem im Messebeirat der keramischen Fachmesse ceramitec. Für diese Tätigkeiten hat Herr Kolaska durch die DKG lediglich eine Aufwandsentschädigung erhalten. Hans Kolaska wurde zehnmal im Amt bestätigt. 2017 gab er im Alter von 80 Jahren auf eigenen Wunsch sein Vorstandsmandat zurück.

Seit 1998 beteiligte sich Herr Kolaska am Institut für Spanende Fertigung der TU Dortmund regelmäßig sowohl als überaus engagierter Referent als auch als aktiver kommunikativer Teilnehmer an wissenschaftlichen Veranstaltungen. Hans Kolaska hat sich außerdem dafür eingesetzt, dass verschiedene mehrjährige Forschungsvorhaben an der TU Dortmund durchgeführt werden konnten. Seiner Vernetzung und seinem Engagement ist es zu verdanken, dass die Finanzierung dieser Forschungsvorhaben durch Kooperationen mit Mitgliedsfirmen des Fachverbands Pulvermetallurgie e. V. (FPM) gesichert werden konnten. Herr Kolaska ist außerdem seit 2003 Ehrenmitglied im Industrieforum Werkzeuge am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover. Zwischen 2015 und 2020 hat er unter anderem an den zweimal jährlichen zweitägigen Arbeitskreistreffen teilgenommen. Außerdem steht Herr Kolaske jungen Akademikern und Ingenieuren auch jenseits der Arbeitstreffen als Mentor und Ansprechpartner zur Verfügung und ist zum Fürsprecher für den wissenschaftlichen Nachwuchs geworden. Er unterstützt unter anderem auch Doktoranden der TU Dortmund und vom Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen in Garbsen. Bereits vor der Wende knüpfte Hans Kolaska Kontakte zu keramischen Instituten in Dresden und verband wissenschaftliche Treffen mit dem Anspruch einer Verständigung zwischen Ost und West. Die Kontakte zu verschiedenen Instituten bestehen noch heute. Auch lange nach seinem offiziellen Eintritt in den Ruhestand engagiert er sich noch immer stets auf der Höhe des aktuellen Standes von Wissenschaft und Technik. Außerdem hat sich Hans Kolaska über Jahrzehnte im Tischtennis-Sport engagiert. Bereits 1950 wurde er Mitglied des TTC 47 Bottrop. von 1966 bis 1977 war er zweiter Vorsitzender und von 1965 bis 2005 Kassenwart. Heute ist er Ehrenvorsitzender des Vereins.

Seine Wertschätzung innerhalb der Metallurgie-Branche spiegelt sich in der Verleihung des “Sintermann 2000″ sowie des Skaupy-Preises 2017 als höchste Ehrung der Verdienste um die Pulvermetallurgier im Gemeinschaftsausschuss Pulvermetallurgie maßgeblicher Fachgesellschaften wider. 2007 wurde Herr Kolaska zum bis dahin einzigen Ehrenmitglied des Ausschusses Pulvermetallurgie ernannt. Außerdem erhielt er die DKG-Ehrennadel in Silber. Daneben erhielt er 1972 die Goldene Ehrennadel des Westdeutschen Tischtennis Verbandes (WTTV) und 2005 die WTTV-Ehrenplakette.”

Text und Foto: Stadt Bottrop

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