Konzept soll mehr Stromer auf Bottrops Straßen bringen
In Bottrop soll die Elektromobilität ausgebaut werden. Dafür wird in den kommenden Monaten mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ein Konzept erstellt. So sind beispielweise jetzt die Mieterinnen und Mieter aufgefordert, ihre Ideen und Vorstellungen in eine Onlineumfrage einzubringen. Während einer Pressekonferenz im Rathaus wurde jetzt erklärt, wo die Akteure Möglichkeiten Ausbau der E-Mobilität sehen.
In Bottrop hat sich bereits eine Menge getan. „Elektromobilität ist für Bottrop kein Neuland. Bereits ab dem Jahr 2005 haben wir ein Elektroauto eingesetzt“, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler. Mittlerweile hat die Stadtverwaltung 14 Stromer, vier weitere sind bereits bestellt. Erfahrungen habe man als InnovationCity beim ÖPNV gesammelt. „Ich bin stolz, dass wir gemeinsam mit Oberhausen die erste rein elektrisch betriebene Buslinie haben“, so Tischler. Die Line 979 nach Sterkrade fährt emissionsfrei.
Der Technische Beigeordnete Klaus Müller ist nach eigenem Bekunden seit drei Jahren begeisterter E-Pkw-Fahrer. Seine guten Erfahrungen hofft er mit Hilfe des Konzepts an andere weitergeben zu können. „Mit den Konzept wollen wir Hemmschwellen abbauen. Es sollen wirtschaftliche und technische Fragen beantwortet werden“, so Müller. Innerhalb der Stadtverwaltung haben sich E-Pkw und Kleintransporter als praxistauglich erwiesen. „Bei etwa 100 Kilometern am Tag ist Elektromobilität die beste Alternative“, so der Beigeordnete.
Neben dem Einsatz bei der Stadtverwaltung, sollen für Gewerbetreibende Wege aufgezeigt werden, wie umweltfreundliche Mobilität wirtschaftlich sinnvoll ermöglicht werden kann. Ferner werden Fragen beantwortet, wie der Strom aus ökologischen Quellen bereitgestellt werden kann. „Elektroautos sind nur so klimafreundlich, wie der Strom, mit dem sie betankt werden“, sagt Klaus Müller. Er selbst nutze eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Hausdach, um seinen Stromer zu laden. Für große Fuhrparks braucht es angepasste Konzepte.
Das Elektromobilitätskonzept wird vom Institut für Klimaschutz, Energie, und Mobilität (Ikem) in Berlin erstellt. Hermann Blümel von Ikem erläutert mit dem Aufbau einer bedarfsorientierten Ladesäulen-Infrastruktur einen weiteren Fokus des Konzepts. „Bottrop hat bereits jetzt 56 öffentlich zugängliche Ladepunkte und liegt damit über dem bundesweiten Durchschnitt“, erklärt er. In Bottrop kommen auf einen Landepunkt vier Stromer, bundesweit sind es neun. Allerdings hängt Bottrop bei der Zulassung von E-Pkw etwas zurück. 214 E-Autos rollen durch Bottrop.
Der weit überwiegende Teil wird an privaten Ladestationen, in der Garage und am Arbeitsplatz, betankt. Lediglich 15 Prozent werden an öffentlichen Plätzen, wie Raststätten, Einkaufszentren und am Straßenrand, geladen. Bei der Aufstellung weiterer Ladesäulen gäbe es zahlreiche Restriktionen zu beachten, so Blümel. Die Parkplätze brauchen beispielsweise einen Stromanschluss und die Fundamente dürfen keine Straßenbäume beschädigen.
Wo es Bedarf für weitere Steckdosen gibt und wie die E-Mobilität insgesamt erweitert werden kann, will Hermann Blümel vom Ikem gemeinsam mit der Fachagentur Becker Büttner Held (bbh) bis Februar 2021 beantworten.
Auf die Ergebnisse sind die Wohnungsbauunternehmen Vonovia und GBB gespannt. GBB-Geschäftsführer Stephan Patz sieht für seine Mieter zunächst einen eingeschränkten Bedarf. Mit dem sich entwickelnden Gebrauchtwagenmarkt für Stromer rechnet Patz damit, dass sich einkommensschwache Haushalte künftig verstärkt E-Pkw anschaffen. Patz: „Es ist richtig, sich bereits heute Gedanken über Lösungen von morgen zu machen.“ Während es bei Neubauten sinnvoll sei, Anschlüsse für Ladesäulen einzuplanen, schrecken ihn die Installationskosten von bis zu 10.000 Euro bei bestehenden Immobilien.
Tobias Hofmann von Vonovia sieht sein Unternehmen mit der Energiewende einer Herkulesaufgabe gestellt, die er im Austausch mit anderen Akteuren bewältigen will. „Ich bin angetan von dem, was Bottrop bisher unternommen hat“, sagt Hofmann. Die Elektromobilität für die Mieter sei ein weiterer Baustein für klimaneutrales Wohnen. Von dem Mobilitätskonzept erwartet er konkrete Hinweise darauf, welche Erwartungen die Menschen an die rasant ansteigende E-Mobilität haben. Hofmann machte zudem deutlich, dass die Veränderungen „nicht allein von den Schultern der Mieter“ getragen werden dürfen.Mieterbefragung in der Stadt Bottrop zur E-Mobilität – Klicke hier
© Foto Stadt Bottrop – Stephan Patz (v.l.) Klaus Müller, Tobias Hofmann, Bernd Tischler und Hermann Blümel