Mit einer Sondersitzung des Rates am 2. Oktober 2019 haben die politischen Beratungen um das Bauprojekt zur Hauptfeuerwache in Bottrop begonnen. Die politischen Gremien und letztendlich der Rat der Stadt Bottrop werden zu entscheiden haben, ob das Projekt in Angriff genommen werden soll, ob die Maßnahme am jetzigen Standort durchgeführt oder ein Alternativstandort gesucht werden soll – und wenn ja, wo dieser liegt und mit welchem Beschaffungsmodell das Projekt umgesetzt werden soll.
Hintergrund ist, dass die jetzige Hauptfeuerwache aus dem Jahr 1972 stammt und den gegenwärtigen Erfordernissen nicht mehr gerecht wird. Der Anbau für den Rettungsdienst, die Leitstelle und die Amtsleitung stammen aus dem Jahr 1992.
Im Mittelpunkt der Beratungen steht gegenwärtig ein Zahlenwerk der Firma DKC Kommunalberatung aus Düsseldorf. Die Firma arbeitet im Auftrag der Gemeindeprüfanstalt. Dort wurde bereits vor vier Jahren ein Beratungsauftrag für die Bewertung von Finanzierungsvarianten bei Feuerwehrneubauten angemeldet, nachdem das Projekt im Rechnungsprüfungsausschuss bereits eine erste Vorberatung erfahren hatte.
Wirtschaftliche Betrachtung zum Standort
DKC hat im ersten Schritt die Frage untersucht, welche Variante bezüglich des Standorts die wirtschaftlichere ist. Entweder die gegenwärtige Hauptfeuerwache im Bestand und im laufenden Betrieb zu sanieren und zu erweitern, oder eine ganz neue Wache an einem anderen Standort zu bauen. In die Betrachtung eingeflossen sind dabei aber nicht die marginalen Baukosten zur Erstellung, sondern auch weitergehende Aspekte, wie anschließende Betriebs- oder Instandhaltungskosten über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahrzehnten.
Empfohlen wird der Stadt Bottrop aufgrund der Kostenanalysen keine Sanierung der alten Hauptfeuerwache zu betreiben, sondern eine neue Wache an einem neuen Standort zu bauen. Dafür spricht eine wesentlich kürzere Bauzeit einer neuen Wache – DKC geht von vier Jahren aus gegenüber 16 Jahren Sanierungsdauer, da die alte Wache nur in sechs Bauabschnitten realisiert werden könnte aufgrund des laufenden Feuerwehrbetriebs. Auch die Baukosten sprechen für einen Neubau, der rund 50,4 Mio Euro kosten würde, gegenüber den Sanierungskosten mit 62,2 Mio Euro. Dies alles errechnet nach dem Preisstand 2019.
Noch deutlicher zu Gunsten eines Neubaus fällt das Urteil, wenn die weitergehenden Folgekosten miteinbezogen werden. Kalkuliert auf einen Zeitraum von 50 Jahren bringt ein Neubau erhebliche Finanzvorteile mit sich. Der gesamte sogenannte Ausgabenbarwert, dies ist die Summe aller Ausgaben im Zusammenhang mit dem Gebäude, angefangen bei den Baukosten über Energieausgaben und zukünftigen Reparaturen bis hin zu Aspekten wie laufende Reinigung, liegt bei einer sanierten Wache bei rund 233,6 Mio. Euro. Eine neu gebaute Wache hätte im selben Zeitraum nur einen Kostenbedarf von rund 178,2 Mio. Euro.
Suche nach Beschaffungsmodell
Zum Untersuchungsergebnis, dessen Konsequenzen nun in die Diskussion gehen, gehört auch die Frage in welcher Form das Gebäude beschafft werden soll. Klassisches Modell bei kommunalen Bauten ist eine Beschaffung durch die Kommune selbst. Hier favorisiert DKC aber einen anderen Weg.
Vorgeschlagen wird der Stadt Bottrop eine neue Feuerwache über einen Totalunternehmer zu verwirklichen. Auf diese Weise sollen die Risiken minimiert und der Aufwand der Verwaltung zur Koordination eines solchen großen Projekts vermindert werden. Übertragen werden sollen im Wesentlichen die Planung und die Realisierung des Neubaus, sowie später Aufgaben wie Instandhaltung und Management des Gebäudes. Eigentümer der Immobilie solle aber die Stadt Bottrop sein.
Ähnliche Modelle sind bereits bei Feuerwachen in anderen Städten realisiert worden wie etwa in Frankfurt am Main, Krefeld, Leverkusen sowie in Landkreisen wie Ennepe-Ruhr oder Rhein-Sieg.
Die Standortfrage für den Neubau
Wohin eine neue Feuerwache letztendlich platziert werden wird, wenn nach dem Willen des Rates eine neue gebaut werden soll, ist offen und ist ebenfalls im politischen Diskurs zu entscheiden. Im Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz war die Frage bereits Thema am 14. Februar 2019. Hier ging es darum, für eine Fläche an der Josef-Albers-Straße optional die planungsrechtlichen Voraussetzungen zur Nutzung zu schaffen. Entschieden ist der Standort aber nicht, zumal hier mit einer Bebauung in den Freiraum eingegriffen werden müsste.
Eine Suche nach einem Standort ist allerdings auch an die operativ-taktische Handlungsfähigkeit der Feuerwehr gebunden, die gewährleisten muss, in acht Minuten an einem Einsatzort zu sein. Von daher wird der Standort an einem zentralen und verkehrstechnisch gut angebundenen Standort im Stadtgebiet liegen müssen. Wie hier die Diskussionen und Entscheidungen verlaufen werden, bleibt abzuwarten.