
Über vier Jahrzehnte hatte das „Kreuz im Mödderich“ seinen Platz an der Möddericher Straße: Jetzt wurde es an der Straße Am Timpenkotten/Ecke Beckstraße neu aufgestellt. Bei einer Feier am Samstag, 5. April, mit Propst Jürgen Cleve und Diakon Thorsten Schrüllkamp wurde das Wegekreuz an seinem neuen Standort gesegnet.
Aufgrund eines Eigentümerwechsels hatten das Wegekreuz sowie der nebenstehende Bildstock mit einem Abbild der „Schönstätter Madonna“ von seinem ursprünglichen Platz entfernt werden müssen. Bei dieser Gelegenheit wurde das Wegekreuz komplett restauriert und das Bild der Madonna in den unteren Teil des Kreuzes integriert.
Bei der Segensfeier mit fast 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern begrüßte Propst Cleve unter den Gästen nicht nur Kinder der benachbarten KiTa St. Hedwig, die das Kreuz mit Tulpen in einer selbstgebastelten Vase schmückten. Als besondere Gäste richtete er sich an diesem Morgen auch an Eva-Maria Schmeier und Bernadette van Gessel. Sie sind Töchter des mittlerweile verstorbenen Ehepaares Wilhelm und Eva van Gessel, die Kreuz und Bildstock gestiftet hatten.

Beide zeigten sich sehr gerührt, dass das Kreuz der Eltern nach seinem Abbau einen neuen Platz gefunden hat. Für die Segensfeier hatten sie eine Kerze mit Halter mitgebracht, die Wilhelm van Gessel gestaltet hatte. Als Anhänger der Schönstattbewegung hatte er die Kerze mit einem sogenannten Vaterauge verziert, ein dreieckiges Symbol für das Gottesbild Schönstatts. Der Kerzenhalter zeigte die Form einer Krone, als Zeichen für die Krone Mariens.
Denn nachdem seine Mutter in den letzten Kriegstagen durch einen Granatsplitter auf offener Straße ums Leben gekommen war, hatte Wilhelm van Gessel sein Leben besonders der Gottesmutter Maria widmen wollen. Er stiftete nicht nur das „Kreuz im Mödderich“, sondern auch das Kreuz an der Horster Straße gegenüber der St.-Joseph-Kirche sowie die Marienstele an der Aegidistraße. Alle Standorte hatten eine besondere Bedeutung für den früheren Bäcker- und Konditormeister und miteinander verbunden ergeben sie wie das Vaterauge ebenfalls die Form eines Dreiecks.
Mit dem neuen Standort Am Timpenkotten habe das Dreieck zwar etwas an Form verloren, könne aber solches noch durchgehen, meinte Eva-Maria Schmeier. Propst Cleve zeigte sich zuversichtlich, dass das Kreuz auch an dieser Stelle wieder ein Anziehungspunkt für viele Menschen werden wird. Auch an der Möddericher Straße war das Kreuz oft aufgesucht worden, was immer wieder dort aufgestellt Kerzen verraten hatten. Nachdem es entfernt worden war, hatte es zahlreiche Anfragen nach dem Verbleib des Kreuzes gegeben.
Ganz offenbar scheinen sich viele Bottroper mit dem Kreuz verbunden zu fühlen. Spätestens im Mai wird es auch für die Jüngsten in der Pfarrei St. Joseph ein Ziel sein. Denn dann wird Diakon Schrüllkamp dort mit Kindern der KiTa St. Hedwig eine Maiandacht feiern.

Weitere Information
Das Kreuz wurde im Jahr 1984 zu Fronleichnam eingeweiht. Der Korpus ist ein Polyesterabguss des historischen Kreuzes vom Alten Friedhof an der Horster Straße, das lange in der Cyriakuskirche hing. Später wurde der Korpus am Hüttermannschen Kreuz angebracht, wo er durch Wetter und Kriegseinflüsse stark beschädigt wurde. Für die heutige Christusfigur ergänzten der Bottroper Maler Heinz Eickholt und der Präparator am Museum für Ur- und Ortsgeschichte Martin Walders das Original um Hand und Füße. Sie modellierten die Figur in Ton nach und schufen dann den Kunststoffabguss. Die ursprünglichen Kreuzbalken waren alte Spurlatten aus einem Zechenförderschacht. Diese wurden nun durch Eichenholz ersetzt.
(c) Text & Fotos: Prospstei St. Cyriakus