Gemeinsam für die Gesundheit von Kindern psychisch erkrankter Eltern

Fachtag zur Unterstützung von Kindern psychisch erkrankter oder suchtbelasteter Eltern erfolgreich durchgeführt

Gestern (28.11.) fand der Fachtag „Kindergesundheit vor Ort – Kooperationen zur Unterstützung von Kindern psychisch erkrankter Eltern“ in Bottrop statt. Ziel der Veranstaltung war es, auf die besonderen Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen aufmerksam zu machen, die mit psychisch erkrankten oder suchtbelasteten Eltern aufwachsen, und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten.

Direkt zu Beginn kamen betroffene Kinder mit berührenden Statements zu Wort. Diese wurden stellvertretend von einigen der rund 60 Anwesenden vorgelesen. Die Kinder hatten in Gruppenstunden auf bunten Karten und mit gemalten Bildern ihre Einblicke und Erfahrungen festgehalten. Aussagen wie „Ich weiß jetzt, was mit meinem Papa los ist“ und „Ich habe neue Freunde gefunden“ verdeutlichten die Wirkung von Maßnahmen, die während des Fachtags vorgestellt wurden. Auch das Zitat einer Mutter wurde vorgelesen. Das Kind habe gelernt, die familiäre Situation zu verstehen. Sie hob hervor, wie Rituale aus der Gruppe in den Alltag integriert wurden: „Wir machen jetzt jeden Abend eine Traumreise.“

Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert machte in ihrer Begrüßungsansprache die Wichtigkeit des Themas deutlich: „Schätzungen zufolge wächst in Deutschland etwa jedes vierte Kind mit einem vorübergehend oder dauerhaft psychisch erkrankten oder suchtbelasteten Elternteil auf.“ Diese Kinder erleben ihre Eltern oft in schwierigen Lebenssituationen, fühlen sich hilflos und manchmal allein. Forschungen zeigen, dass sie ein erhöhtes Risiko haben, selbst gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erfahren oder psychisch zu erkranken. Präventionsmaßnahmen und gezielte Gesundheitsförderung sind entscheidend, um psychische und gesundheitliche Belastungen zu reduzieren und die Resilienz dieser Kinder zu stärken.

Das Land Nordrhein-Westfalen und das GKV-Bündnis für Gesundheit haben deshalb 2021 das auf vier Jahre angelegte Programm „KIPS Prävention NRW: Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern stärken“ ins Leben gerufen. Die Koordinierungsstelle des Landesprogramms ist bei der Landesfachstelle BELLA DONNA der Suchtkooperation NRW in Essen angesiedelt.

Bottroper Modell: Vernetzung für die Kindergesundheit

Im Rahmen dieses Programms hat die Stadt Bottrop ein starkes Netzwerk „Kindergesundheit vor Ort“ aufgebaut. Unter der Koordination von Gesundheitsamt und Jugendamt arbeiten mittlerweile 58 Partner aus Suchthilfe, Jugendhilfe und Gemeindepsychiatrie zusammen. Die Arbeit zielt darauf ab, Kinder psychisch und suchtbelasteter Eltern durch passgenaue Hilfsangebote zu unterstützen, ihre Resilienz zu stärken, den Austausch unter betroffenen Kindern zu fördern und die Eltern-Kind-Beziehung zu verbessern. Seit 2022 werden in Bottrop die beiden Präventionsprojekte WALLI-Gruppe (Wichernhaus Ev. Jugendhilfe gGmbH) für Kinder von 5 bis 8 Jahren und der FLOW FIREFLY Club (Kinder- und Jugendhilfe FLOW gGmbH) für Kinder von 8 bis 12 Jahren angeboten.

Fachvorträge und Expertenwissen

Im weiteren Verlauf des Fachtags präsentierte Michaela Gerritzen von der Landesfachstelle Familie, Geschlechtervielfalt und Sucht BELLA DONNA den Praxisbericht „Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern stärken – Die Wirkung auf die Kinder“. Felia Ricke, ebenfalls von der Landesfachstelle, referierte zum Thema „Schwangerschaft und Substanzkonsum – Ein Blick auf die Auswirkungen auf die konsumierende Person und das Kind“.

Michaela Gerritzen lobte das Engagement der Stadt Bottrop und hob hervor, wie wichtig Veranstaltungen wie dieser Fachtag sind, um Aufmerksamkeit und Unterstützung für betroffene Kinder und Familien zu schaffen. Der Fachtag hat gezeigt, wie durch Kooperation und gezielte Präventionsarbeit die Lebenssituation von Kindern psychisch erkrankter und suchtbelasteter Eltern verbessert werden kann.

(c) Text & Fotos: Stadt Bottrop

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