v.l.n.r. Patrick ‘Paddy Wojwod’ (Trainer FC Sterkrade 72), Kudret Kanoglu (ehemaliger Spielführer VfB Bottrop), Sebastian Matheus (Wir lieben Bottrop-Sportexperte), Carlos Prada (Vorsitzender Kreisschiedsrichterausschuss), Adrian Reiß (Trainer BW Fuhlenbrock), Foto: Wir lieben Bottrop
Das Filmforum Bottrop war diesmal der Austragungsort für den 2. Bottroper Fußballtalk. Die Gäste Patrick Wojwod, Carlos Prada, Adrian Reiß und Kudret Kanoglu sprachen über 90 Minuten Tacheles.
Der ehemalige Spielführer der Aufstiegsmannschaft VfB Bottrop gab einen interessanten Einblick in Umstände innerhalb des Vereines. “Wir wollten es allen zeigen, dass diese Mannschaft aufsteigen kann, trotz dem ganzen Gegenwind”, gab Kudret Kanoglu der Runde offen zu verstehen. Rückwirkend betrachtet war die VfB-Saison keine einfache.
Nach zwei Trainer-Entlassungen und Unstimmigkeiten zwischen dem Vorstand und Mannschaft, stand am Ende der Aufstieg in die Landesliga. “Es kam nach dem letzten Spiel keine so richtige Freude auf, da die Saison echt viele Nerven gekostet hat. Einige haben ihre Aufstiegsshirts an das Betreuer und Physioteam verschenkt, da die keines erhalten haben”, so Kanoglu deutlich.
Auch erfolgreich, dafür bedeutend ruhiger, verlief die Spielzeit für Trainer Patrick Wojwod. Er stieg mit dem FC Sterkrade 72 in die Bezirksliga auf, holte nebenbei noch den Kreispokal und gewann die Oberhausener Stadtmeisterschaft. “Ich habe in Sterkrade hervorragende Bedingungen. Es macht mir einfach großen Spaß dort zu arbeiten”, schwärmt Wojwod.
Auch Adrian Reiß war mit dem Saisonverlauf von seinem BW Fuhlenbrock zufrieden. Einzig die rote Laterne in der Fairnesstabelle störte dabei ein wenig. “Ich habe keine unfaire Mannschaft. Aufgrund das ich viele junge und unerfahrene Spieler im Kader habe, kann das leider schonmal vorkommen. Auch der ein oder andere Schiedsrichter zog gegen uns schneller eine Karte als woanders. Natürlich soll das keine Ausrede sein.”, so Reiß. Auf die Frage nach den hochkarätigen Transfers möglich ist, gab sich der BWF-Coach selbstbewusst. “Wir wollen oben mitspielen”, so der Übungsleiter.
Zu Beginn musste sich Carlos Prada vom Kreisschiedsrichterausschuß viel erklären. Man spürte direkt, dass beim Thema Schiedsrichter im Kreis 10 einiges vom Stapel musste. Auch die Zuschauer kamen zu Wort und sprachen unverblümt die Schwierigkeiten mit einigen Unparteiischen an. “Wenn ich als Schiedsrichter zu einem Verein komme, möchte ich gerne mit Respekt begegnet werden, genau wie die Spieler es auch so möchten”, so Prada. Als dann Patrick Wojwod äußerte, dass “es einige Kandidaten gibt, die arrogant und respektlos auftreten”, bekam er viel Zuspruch durch aufsteigenden Applaus. Alle Parteien diskutierten auf einer vernünftigen Ebene über dieses Thema und gingen nochmals auf einander zu.
Nach den ersten 45 Minuten gab es eine Halbzeitpause, bei der die Anwesenden mit einer Lokalrunde im Kurz vorm Kino vom Hauptsponsor, Bautreff Pawella, bedient wurden. In dieser Pause konnten die Zuschauer erneut einige Fragen aufschreiben, die dann von den Gästen beantwortet wurden. Auch hier waren brisante Fragen dabei.
Auf die Frage, weshalb sich Patrick Wojwod nicht um Kudret Kanoglu bemüht hat, antwortete der Aufstiegstrainer, dass “ich überlegt habe, wie ich Kudret zu mir lotsten kann. Da die Mittel in Sterkrade nur begrenzt sind, war mir schnell klar, dass er für uns zu teuer ist”. Kudret erwähnte noch mit einem Lachen: “Ich habe keinen Anruf vom Paddy erhalten”.
Auch dem Schiri-Experten Carlos Prada wurden einige Fragen gestellt. Prada argumentierte diese souverän und sehr diplomatisch, hatte dabei stets plausible Erklärungen auf Lager. Dabei stärkte der Schiedsrichter mit spanischen Wurzeln seinen Kollegen jederzeit den Rücken, schaffte mit seinen Perspektiven aber auch neue Blickwinkel für die Trainer und Spieler. Ein schöner Austausch, den man in der kommenden Saison bei dem ein oder anderen Spiel vielleicht bemerken kann.
Nach einem kleinen Exkurs ins Schiedsrichter-Dasein musste sich Adrian Reiß bzgl. des Wechsels von Tom Wojtusch (BWF A-Jugend) zum SV Fortuna erklären. Wie man den Fuhlenbrocker Trainer kennt hatte er eine ziemlich direkte und ebenso ehrliche Antwort parat: “Da habe ich schlicht und einfach gepennt”.
Zum Ende des Talks hin wurden noch einige Themen wie “Geld im Amateurfußball, nimmt das Überhand?” oder “Jugendspieler integrieren, in großen Ausmaß noch möglich?” diskutiert. Nach insgesamt 90 Minuten und reichlich Nachspielzeit waren sich alle Beteiligten einig, es war ein schöner Abend. Nach dem eigentlichen Teil wurde draußen fleißig in kleinen Runden weiter diskutiert.
“Nach so vielen ehrlichen Aussagen und fairen Diskussionen, sind wir sicher: Die Reihe des Bottroper Fußballtalks wird fortgesetzt, es wird definitiv eine dritte Runde geben”, so Wir lieben Bottrop-Sportexperte Sebastian Matheus, der den Abend moderiert und das Konzept aus einer eigenen Leidenschaft für den Lokalsport heraus ins Leben gerufen hat.
“Man sieht einfach, wie wichtig so ein Format für den Bottroper Fußball ist. Es wird ehrlich und geradeaus gesprochen, die Leute stellen sich dem offenen Dialog und gestehen bisweilen sogar Fehler ein. Das Publikum weiß genau diese Ehrlichkeit zu schätzen. Denn wo haben wir die im Fußball noch? Einfach klasse!”
Wann es die nächste Talk-Runde geben wird, erfahrt ihr zeitnah hier auf www.wir-lieben-bottrop.de
Wir lieben Bottrop bedankt sich bei allen Gästen und dem gesamten Publikum für den offenen und fairen Umgang und die gute Stimmung, beim Hauptsponsor Bautreff Pawella für die Unterstützung, bei der VHS Bottrop für’s Bereitstellen des Filmforums, bei Sebastian Matheus und Daniel Schwitzgäbel für die Moderation und Organisation des Talks.