Girl’s Day: Tischlerin für einen Tag

Emely Zywitz (11), Schülerin der August-Everding-Realschule in Bottrop, konnte am Girls`Day hinter die Kulissen des zentralen Bauhofs der Stadtverwaltung blicken und damit einen abwechslungsreichen Einblick in die Arbeitsbereiche des Tischlerhandwerks sowie viele Informationen zu den Aufgaben einer Tischlerin erhalten.

Sie hatte auch gleich eine praktische Aufgabe: Aus Holzplatten entstanden in mehreren Arbeitsschritten Nisthilfen für Vögel. Natürlich hatte sie dabei fachliche Hilfe der erfahrenen städtischen Schreiner. Aber nach Zuschnitt, Einbohren des Einflugsloches und Verschraubung der Komponenten entstanden tatsächlich brauchbare Nisthilfen, die auch zum praktischen Einsatz kommen sollen. Für Emely eine ganz neue Erfahrung, denn mit Holz gearbeitet und etwas brauchbares zusammengewerkelt hatte sie vorher noch nie – und die Arbeit machte sichtlich Spaß.

Die Arbeit in der städtischen Schreinerei umfasst hauptsächlich Leistungen zur Instandhaltung von allen Gebäuden der Verwaltung. Auch dazu gehören Arbeiten im Möbelbau, Innenausbau und das Veredeln von Oberflächen sowie die Durchführung von Holzschutzmaßnahmen und die Bedienung von technischen Anlagen. Die einzelnen Holzwerkstoffe werden mit unterschiedlichen Techniken bearbeitet. Zu diesen Techniken gehören beispielsweis Sägen, Hobeln, Schrauben und Schleifen des Holzes.

Hausintern kümmert sich eine Koordinierungsgruppe um Angebote für den “Girl’s Day” beziehungsweise den “Boy’s Day”. So waren auch Carina Tyroff (Gleichstellungsstelle), Loris Cernuta (KAoA), Sarah Risse (Sozialamt) Kerstin Flack (Offene Kinder- und Jugendarbeit) vor Ort, um die Schülerin zu begrüßen und für den Aktionstag zu werben. Unterstützung hatten sie dabei von Bürgermeisterin Monika Budke, die den Mitarbeitenden des städtischen zentralen Bauhofs für die Möglichkeit dankte, hier erste Erfahrungen im handwerklichen Bereich sammeln zu können.

„Auch in der heutigen Zeit wird noch oft von sogenannten Männer- oder Frauenberufen gesprochen. Dahinter stehen Vorstellungen über das, was vermeintlich typisch Mann oder typisch Frau ist. So arbeiten in vielen handwerklichen Berufen hauptsächlich Männer. Obwohl auch Frauen gut als Ingenieurin oder Handwerkerin arbeiten können, wählen sie dennoch häufig „typisch weibliche Berufe“. Umso wichtiger sind Aktionstage wie der Girls‘ Day und Boys‘ Day, um mit Klischees zu brechen. Unser Ziel ist es, viel mehr Schülerinnen fürs Handwerk zu interessieren und ihnen zu zeigen, wie modern und zukunftsorientiert das Arbeiten im Handwerk ist. Auf der anderen Seite sollen Jungen Einblicke in erzieherische und soziale Berufe erhalten. Deshalb beteiligt sich die Stadt Bottrop jedes Jahr mit einem bunt gemischten Platzangebot für die Schülerinnen und Schüler,“ betonte Monika Budke.

Für Emely war es ein spannender Einblick in eine bislang ungewohnte Arbeitswelt, für die Stadtverwaltung eine gute Möglichkeit, praxisnah den Nachwuchs zu fördern. 

Gleichstellungsbeauftragte Susanne Lehmann und Carina Tyroff organisieren gemeinsam mit den Mitgliedern des lokalen „Arbeitskreis zur Organisation des Girls Day und Boys Day in Bottrop“ aus den Fachdienststellen des Fachbereichs Schule und Kita, des Jugendamtes, des Fachbereichs Personal und Organisation und des Sozialamtes den Aktionstag in Bottrop mit dem Ziel, die Neugierde junger Menschen für Berufe ohne den Einfluss von Geschlechterstereotypen zu erwecken.

Mädchen entscheiden sich häufiger für “typisch weibliche” Berufsfelder oder Studienfächer, Jungen für männerdominierte Berufe. Junge Menschen schöpfen dadurch die vielfältigen Berufsmöglichkeiten nicht voll aus. Um das dauerhaft zu ändern, finden einmal jährlich die seit vielen Jahren etablierten bundesweiten Aktionstage Girls‘ Day und Boys‘ Day statt. Die Hochschule Ruhr-West, das Berufskolleg und viele Unternehmen, Betriebe und Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet boten Jugendlichen die Möglichkeit, in verschiedene Branchen und Berufsfelder zu schnuppern. Jungen lernten vornehmlich Berufe aus den Bereichen Pflege, Soziales und Erziehung kennen, Mädchen setzen sich mit Technik, Naturwissenschaft, Handwerk oder IT auseinander.

Für die Teilnahme am Boys‘ Day zeigte die Stadtverwaltung Bottrop ebenfalls viele unterschiedliche Berufsbilder zum Kennenlernen auf. Vorgestellt wurde beispielsweise das Berufsbild des Fachangestellten für Medien- und Informationstechnik, des Erziehers in städtischen Kindertageseinrichtungen, die Arbeit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit oder auch Einblicke in Krankenhäuser und den Beruf der Pflege in Senioreneinrichtungen wurden geboten.

„Alle sollten sich bei der Berufswahl unabhängig von Geschlechterrollen an ihren individuellen Interessen und Talenten orientieren, um faire Chancen und gute Perspektiven zu haben”, appellierte Gleichstellungsbeauftragte Susanne Lehmann.

Emely Zywitz ging mit neuen Erfahrungen und positiven Eindrücken vom erfolgreichen Girls‘ Day bei der Stadtverwaltung Bottrop nach Hause: “Mir hat der heutige Tag riesigen Spaß gemacht und jetzt weiß ich vielleicht auch, was ich in der Zukunft mal sein werde.”

Bürgermeisterin Monika Budke (zweite von rechts) und Emely Zywitz (Bildmitte) mit den städtischen Mitarbeitern (von links) Sarah Risse, Carina Tyroff, Loris Cernuta, Guido Teeuwen und Kerstin Flack.

(c) Text & Fotos: Stadt Bottrop

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