Vor gut einem Jahr legte Dominik Wrobel, damaliger sportlicher Leiter vom SV Rhenania, sein Amt am Blankenfeld nieder und verschwand von der Fußballfläche in Bottrop. Vom ersten Senioreneinsatz bis hin zum letzten Tag als sportlicher Leiter, war der 34-jährige über 15 Jahre bei den Senioren des SVR beschäftigt.
Jetzt meldet er sich wieder zurück – in den Farben vom Stadtrivalen SV Fortuna. Dominik Wrobel bekleidet auf Rheinbaben ab sofort das Amt des Teammanager. Er wird künftig dem sportlichen Leiter Gerd Sparfeld zur Seite stehen. Wrobel wird nicht im Vordergrund, wie früher beim SVR, arbeiten.
Dem Wir Lieben Bottrop-Team stand der Teammanager Rede und Antwort:
WLB: Dein Wechsel wird polarisieren. Als Ur-Rhenane – der Fortuna zeitweise nicht mochte – jetzt für die Rot-Weißen zu agieren, da gehört Mut zu. Wie kam es dazu und wie wurdest du von den “Fortuna Ultras” aufgenommen?
Wrobel: Polarisieren hin oder her, wichtig ist: Es ist ein neuer, fußballerischer Abschnitt, wobei ich eigentlich alles ruhiger und im Hintergrund halten will. Ich bin kein sportlicher Leiter, das macht Gerd Sparfeld weiterhin super, gerade mit seiner Art und Weise. Meine Position gibt es so eigentlich nicht, vielleicht kann man sie ein wenig mit Matthias Sammer beim BVB vergleichen. Derjenige, welcher mit Rat und Tat zur Seite steht wenn es gebraucht wird.
„Nicht mochte“ ist relativ, klar hat man in den Derbys immer mal wieder Reibungen gehabt, aber zu dieser Zeit hat man alles für den Erfolg seiner Mannschaft gemacht. Es hat sich auch viel geändert, bei Rhenania, bei Fortuna, beim VfB Bottrop oder auch in anderen Vereine. Es gibt überall andere Leute und andere Ausrichtungen. Ich glaube, dass ist das Wichtigste, zumal man auch ruhiger wird. Früher auf dem Platz war ich sehr emotional und explosiv, aber immer nur in den 90 Minuten um alles für den maximalen Erfolg zu geben. Mit der Zeit sieht man alles reflektierter und auch zum Glück ruhiger.
„Meine Mannschaft“ habe ich seit über einem Jahr nicht mehr gehabt aus verschiedensten Gründen, von daher ist der Wechsel jetzt für mich nicht mehr so mutig. Vor einem Jahr hätte ich das anders gesehen, aber es gehört auch ein wenig Anstand dazu, sowas nicht nahtlos zu machen. Wie es dazu kam ist eigentlich einfach gesagt: Der Kontakt zu Marco und Sascha ist nie abgebrochen, im Gegenteil. Wir haben uns regelmäßig getroffen und uns immer gesagt, dass wir nochmal was zusammen machen. Dadurch kam dann auch der Kontakt mit den anderen Verantwortlichen zustande. Ich kann bisher nichts negatives über die Reaktionen sagen, sowohl auf Rheinbaben als auch anderswo. Es gab eigentlich durchweg positives Feedback. Natürlich wird auch wahrscheinlich wieder viel hinter dem Rücken geredet, das kenne ich ja aus der Vergangenheit. Allerdings wer mich kennt der weiß auch, dass es mich wenig interessiert. Jeder der etwas zu den Beweggründen wissen will, sowohl für das Neue, als auch für die letzten 27 Jahre, kann mich gerne ansprechen.
WLB: Was möchtest du bewirken, bzw. wie gehst du deine Aufgabe an – auch unter dem Gesichtspunkt, dass eure Erste Knietief im Abstiegskampf steht?
Wrobel: Ich will einfach da unterstützen, wo meine Erfahrung und mein Know How gebraucht wird. Da stimme ich mich mit dem sportlichen Leiter und den beiden Trainern eng ab. Dabei geht es um mein Netzwerk, Organisatorisches und vielleicht auch ein paar Tipps und Tricks. Es gibt erstmal nur ein Ziel, das ist der Klassenerhalt. Dafür wird in den kommenden Wochen alles getan. Dafür ist es auch notwendig, jeden Stein umzudrehen um die letzten Prozent rauszuholen. Man sieht ja, dass die Mannschaft nicht so weit weg ist. Mit die wenigsten Gegentoren, aber leider auch fast die wenigsten geschossen Treffern. Da muss man ansetzen und so werden auch die nötigen Punkte geholt. Wenn das Primärziel erreicht ist, dann kann man weiter gucken, wo noch Optimierung notwendig ist.
WLB: Gibt es außer Youssef und Steinkusch noch Verstärkungen? Sklenak, R. Polak sind weg und Hassenrück, Sommer und Hücker lange verletzt. In der Offensive stockte es, wie bereits erwähnt, einige Male, reicht da Youssef aus?
Wrobel: Ein Spieler reicht nie aus, denn es ist immer ein Produkt der gesamten Mannschaft. Man sagt ja auch die Defensivarbeit beginnt vorne, genauso kann man es auch für die Offensivarbeit behaupten, dass diese hinten beginnt mit einem geordneten Spielaufbau, um vorne auch in Aktion zu kommen. Das fehlte in der Hinrunde, weil auch personell wenig Konstanz da war. In meinen Analysen konnte man sehen, dass kaum bei einem Spiel die gleiche Achse oder das gleiche Personal da gewesen ist. Man beachte die schweren Verletzungen von David Hücker oder Nick Sommer, die besonders weh tun. Dazu kamen immer wieder kurze Verletzungspausen hinzu, wie beispielsweise Hagenschulte oder Horn. Erst bei der HSM verletzte sich noch Haile. Das ist schade, denn mit dem kompletten Kader in seiner Konstanz, wäre man deutlich besser in die Saison gestartet. Da müssen wir wieder hinkommen. Dazu haben wir auch nochmal zwei Leute hinzugewonnen, wovon ich mir viel verspreche, hinsichtlich der Flexibilität und Konstanz. Youssef ist ein junge Stürmer, der in der Vorbereitung zeigen will, dass er die Position bekleiden kann. Jan Vincent Steinkusch ist ein großer, junger Stürmer, der offensiv überall spielen kann und mit seiner starken Schusstechnik gefährlich vor dem Tor sein wird. Auch durch seine Standardsituationen erhoffen wir uns da nochmal mehr Gefährlichkeit. Im Winter sind ja eh keine großen Sprünge möglich, da muss man gezielt und punktuell schauen, was geht, was geht nicht.
WLB: Freust du dich wieder mit Sascha und Hoffi gemeinsam in einem Verein zu arbeiten? Der Rhenania Abgang der beiden war ja auch für dich nicht einfach
Wrobel: Die Freunde ist sehr groß, ich hoffe da auch auf Gegenseitigkeit. Spaß beiseite. Es war ja der große Faktor wieder etwas mit den beiden zu machen, weil wir das Gefühl hatten, es war noch nicht vorbei. Wir wurden ja damals – ich glaube 99,8% der fußballbegeisterten Bottroper und Bottroperinnen wissen immer noch nicht wieso das passierte – sozusagen auseinandergerissen und das hat auf allen Seiten eine große Lücke gerissen. Ich glaube diese Konstellation, als sie begonnen hat, hat seines gleichen gesucht. Wir hatten zu jeder Sekunde die gleichen Ansichten, haben gleich agiert und jeder wusste was zu tun ist, ohne das man darüber gesprochen hat. Das hat uns und auch dieses Projekt bis zu dem Zeitpunkt am 06.11.2021 ausgezeichnet. Einfach war der Abgang natürlich nicht, weil danach auch für mich eine schwierige Zeit mit schweren Bedingungen stattgefunden hat. Aber man sieht sich meistens zweimal im Leben. Wer weiß, vielleicht stößt man jetzt zu einer neuen Ära auf. Es ist auch mit den beiden ein Weg – back to the roots – was sowohl die Zusammenarbeit, als auch die wirtschaftlichen Belange angeht. Denn die Möglichkeiten sind begrenzt und damit muss gearbeitet werden. Man muss da andere Faktoren und andere Wege einschlagen.
Das Wir Lieben Bottrop Team wünscht Dominik Wrobel und dem SV Fortuna eine erfolgreiche Rückrunde in der Bezirksliga und bedankt sich für das ausführliche und ehrliche Gespräch.
- Du hast noch mehr Bock auf Fußball? Dann komm doch zu unserem 1. Bottroper Fußballtalk für den guten Zweck. Mit dabei sind Verantwortliche vom SV Fortuna, VfB Bottrop, BW Fuhlenbrock, SV 1911 Bottrop & SC Buschhausen,