
Bottroper Arbeitnehmervertretung in Endauswahl für Betriebsräte-Auszeichnung
Best Practiceaus dem Revier: Die Arbeitnehmervertretung im Bottroper Werk des Feinkostherstellers Homann ist für den Deutschen Betriebsräte-Preis nominiert. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. „Mit großem Engagement hat sich das Team um Arbeitnehmervertreterin Suzann Dräther dafür eingesetzt, dass Beschäftigte ohne Berufsabschluss im Betrieb ihren Gesellenbrief nachholen konnten. Das ist ein Musterbeispiel für die betriebliche Mitbestimmungund Weiterbildung“, sagt Martin Mura, Geschäftsführer der NGG-Region Ruhrgebiet.
Unter dem Titel „Jede*r verdient eine Chance –Qualifizierung von Beschäftigten ohne Berufsausbildung“ hat es das Projekt aus Bottrop unter die Endauswahl von zwölf Nominierten für den Deutschen Betriebsräte-Preis geschafft. Die Auszeichnung steht unter der Schirmherrschaft des Bundesarbeitsministeriums und ist eine Initiative der Fachzeitschrift „Arbeitsrecht im Betrieb“. Der Preis zeichnet engagierte Interessenvertretungen in Unternehmen aus und wird am 11. November in Bonn verliehen. Die Chancen für einen der vorderen Plätze stünden gut, so Mura: „Eine Auszeichnung wäre ein wichtiges Signal nicht nur für die Mitbestimmung in der Lebensmittelindustrie, sondern für die ganze Region.“
Ausgangspunkt für das Projekt war die zwischenzeitlich geplante Schließung des Bottroper Homann-Standortsmit aktuell 220 Beschäftigten. Hier laufen insbesondere Kraut-, Kartoffel-und Fleischsalate vom Band. 2017 hatte das Unternehmen angekündigt, das Werk aufgeben und die Produktion ins sächsische Leppersdorf verlagern zu wollen. „Im Betriebsrat wurde uns schnell klar, dass das für viele Beschäftigte im Werk, die keinen Abschluss haben, das Ende des Berufslebens bedeutet hätte. Auf dem Arbeitsmarkt hätten sie bestenfalls einen Job als Leiharbeiter gefunden“, erinnert sich Betriebsratschefin Suzann Dräther, die auch bei der Gewerkschaft NGG aktiv ist. Sie beschloss zu handeln und setzte sich beim Unternehmen und der Arbeitsagentur dafür ein, 35 Beschäftigten das Nachholen einer Berufsausbildung zu ermöglichen.
Die Hürden seien zunächst hoch gewesen, berichtet Dräther – von der komplizierten Förderung durch den Staat bis hin zu Ausbildungs-Kooperationen mit anderen Lebensmittelbetrieben aus der Region. Anfangs hätten sogar viele Beschäftigten noch vom Vorteil eines Berufsabschlusses überzeugt werden müssen. „Als Homann bekannt gab, den Standort doch erhalten zu wollen, sagte sich mancher, er komme auch ohne Gesellenbrief aus. Aber gerade mit Blick auf die Automatisierung und Digitalisierung ist die Weiterbildung wichtiger denn je“, betont Dräther. So habe eine 47-jährige Anlagen-und Maschinenführerin nach der Ausbildung verstanden, wie die Technik wirklich funktioniere – und sei als Fachkraft nun fit für die Herausforderungen der Zukunft. Ein besonderer Dank gebühre hier Iglo-Betriebsrat Thomas Eiling, der die Ausbildungs-Kooperation zwischen Homann und dem Tiefkühlhersteller maßgeblich vorangetrieben habe.
Text und Foto: NGG