Elektromobilität liegt im Trend. Dies hat eine Umfrage in Bottrop ergeben. Danach können sich rund 57 Prozent der Unternehmen und 46 Prozent der Haushalte vorstellen auf ein Elektrofahrzeug umzusteigen.
Die Umfrage ist Teil eines Elektromobilitätskonzepts, für das die Stadt Bottrop das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) und das Beratungsunternehmen BBH Consulting AG beauftragt hat. Die Ergebnisse wurden dem Gewerbe und den Wohnungsunternehmen am Dienstag und Donnerstag, 17. und 19. November, in zwei Veranstaltungen vorgestellt.
Zwischen Juli und Oktober wurden Gewerbeunternehmen, Mietern und Vermietern nach ihrem Mobilitätsverhalten befragt. Außerdem ging es um die Bereitschaft zum Umstieg auf Elektroautos sowie Vorstellungen zur Erweiterung der Ladeinfrastruktur. Die Auswertung der 100 teilnehmenden Unternehmen ergab eine hohe Bereitschaft zum Umstieg auf Elektrofahrzeuge. Bei 28 Prozent der Unternehmen sind Elektrofahrzeuge bereits im Einsatz. Unter den 15 befragten Branchen ist ein überdurchschnittliches Interesse und damit Elektrifizierungspotential in den Branchen Baugewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen und Handel zu erkennen.
An der Umfrage bei den Mietern von Bottroper Wohnungsunternehmen nahmen 57 Haushalte teil. Zehn Prozent der teilnehmenden Haushalte besitzen bereits einen Elektro-Pkw, sieben Prozent der Haushalte sind autofrei. 54 Prozent der Pkw können auf einem privaten Parkplatz abgestellt werden und haben damit gute Voraussetzungen für die Installation von Ladeinfrastruktur. 46 Prozent der befragten Anwohnerinnen und Anwohner in Bottrop können sich vorstellen ein Elektrofahrzeug zu kaufen.
Klaus Müller, Technischer Beigeordneter der Stadt Bottrop, sieht die Entscheidung, verstärkt auf Elektromobilität zu setzen, in den Umfragen betätigt. „Immer mehr Bottroperinnen und Bottroper wollen sich klimafreundlich fortbewegen. Das ist eine gute Nachricht“, so Klaus Müller. Er setzt auf einen nachfragegerechten und kosteneffizienten Ausbau der Ladeinfrastruktur. „Wir haben in unserem Mobilitätskonzept alle wichtigen Akteure in Bottrop einbezogen: Gewerbe und Einzelhandel, Vermieter und Mieter. Zusätzlichen Rückenwind erhält die Nachfrageseite mit den Zuschüssen der Bundesregierung und der Automobilindustrie für den Kauf von Ladeinfrastruktur und Elektroautos sowie den Steuervorteilen für den Betrieb.“
Das in Bottrop ansässige mittelständische Unternehmen Aufzug- und Fördertechnik Niggemeier und Leurs GmbH ist als Referenzunternehmen am Projekt Elektromobilitätskonzept beteiligt. Auf dem Dach eines Fertigungsgebäudes an der Zeche Arenberg Fortsetzung wurde eine 28,4 kWp starke Photovoltaik-Anlage installiert. Parkplätze auf dem Unternehmensgelände werden mit Ladesäulen ausgestattet. Der selbsterzeugte Strom fließt in die Firmenfahrzeuge. Zusätzliche Batteriespeicher unterstützen die Stromversorgung in den Gebäuden. „Wir sind ein innovatives Unternehmen und wollen die Vorteile der Elektromobilität konsequent nutzen. Die Dachfläche unseres Neubaus bietet die Möglichkeit, die Firmenflotte und unser Gebäude zum Teil mit selbstproduziertem Strom zu versorgen. Klimaschutz und Kostensenkung gehen dabei Hand in Hand“, betont Geschäftsführer Lutz Leurs. Für das Projekt analysiert die BBH Consulting AG die Kostenvorteile dieser innovativen Lösung.
In den REWE-Filialen der Gödecke eH OHG wird untersucht, wie Kunden und Beschäftigte Ladesäulen auf den Parkplätzen nutzen können. Kathrin Gödecke, Inhaberin der Filialen denkt noch weiter: „Wir stellen uns ein gemeinsames Angebot mit Unternehmen und Dienstleistern im Umfeld unserer Filialen vor. Wenn die Kunden nicht nur bei uns einkaufen, sondern auch andere attraktive Angebot im Umfeld nutzen, dann wird der Ladevorgang länger und es wird mehr Strom getankt. So entsteht ein klarer Attraktivitätsvorteil an unseren Standorten.“
In unmittelbarer Nachbarschaft einer der REWE-Filialen schreitet der Ausbau der Ladeinfrastruktur voran. Auf den Parkplätzen der Geschäftsstelle des DRK-Kreisverbands Bottrop e.V. an der Siemensstraße parken bereits Elektro-Pkw der Pflegedienste. „Wir planen den Ausbau unserer Elektroflotte und erwägen dabei auch Photovoltaik zu installieren “, erklärt Vorstand Benedikt Böhm-Eichholz. „Der produzierte Strom ist 100 Prozent grün und soll zum Laden unserer Fahrzeuge genutzt werden. Damit entsteht ein vielfältiges und bisher einmaliges Angebot an Ladeinfrastruktur in Bottrop.“
Stephan Patz, Geschäftsführer des kommunalen Wohnungsunternehmens GBB mbH schließt aus den Ergebnissen der Studie: „Das Interesse am Kauf eines Elektroautos entsteht bei unser Mieterinnen und Mietern gerade erst. Wir sind auf die wachsende Nachfrage und den steigenden Bedarf gut vorbereitet, da wir über ein großes Angebot an Parkflächen verfügen.“
Tobias Hofmann, bei der Vonovia SE für Innovation und Quartiere zuständig, sieht es ähnlich: „Bei unseren Neubauvorhaben wird die Installation von Ladeinfrastruktur durch die Verlegung von Leerrohren bereits regelmäßig vorbereitet. So können Ladeanschlüsse künftig entsprechend der Nachfrageentwicklung installiert werden. Auch im Bestand wollen wir Ladeinfrastruktur anbieten. Durch die Mieterbefragung konnten wir herausfinden, wo die Nachfrage nach Ladeinfrastruktur entsteht. Das hilft uns, um in Zukunft zielgerichtet und effizient zu investieren.“
Walter Eilert, Vorstandsvorsitzender bei Haus & Grund e.V. in Bottrop, vertritt die Interessen von rund 2.500 privaten Vermietern mit insgesamt etwa 10.000 Wohnungen und ist damit die größte Anbietergruppe auf dem Bottroper Mietwohnungsmarkt. Er hofft auf einfachere Regelungen für die Mitglieder seines Vereins: „Viele private Immobilienbesitzer haben in Photovoltaik investiert. Sie würden diesen kostengünstigen Strom gerne zum Laden der Pkw ihrer Mieter anbieten und auch selbst nutzen. Wir drängen die Bundesregierung, die gesetzlichen Regelungen zu vereinfachen. Das Laden von Elektroautos am Wohnort kann dann schnell zum Alltag vieler Autobesitzern werden.“
Text: Stadt Bottrop
Foto: Kaprol