Oberbürgermeister Bernd Tischler überreichte die Auszeichnung des Bundespräsidenten für verdiente Bürger in der Kulturkirche Heilig Kreuz.
Helmke, dessen Name für sein Engagement für den Erhalt des bedeutenden Kirchenbaus steht, nahm die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde entgegen.
Mit dabei waren seine Familie, Freunde und Vertreter des Rates und der Stadt.
Hier die Laudatio von unserem Oberbürgermeister Bernd Tischler:
Rede des Herrn Oberbürgermeisters Tischler zur
Verleihung der Bundesverdienstmedaille an Herrn Dirk Helmke am Donnerstag, 11.10.2018 um 16.00 Uhr in der Kulturkirche Heilig Kreuz
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Strehl,
sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Budke,
sehr geehrter Herr Stadtkämmerer Loeven,
sehr geehrter Herr Technischer Beigeordneter Müller,
sehr geehrte Mitglieder des Rates der Stadt,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich begrüße Sie ganz herzlich zum feierlichen Festakt der Verleihung der Bundesverdienstmedaille an Herrn Dirk Helmke und freue mich, dass Sie der Einladung gefolgt sind. Damit drücken Sie Ihre Wertschätzung aus für einen Mann, der für unsere Stadt Großes geleistet hat.
Ganz besonders begrüße natürlich vor allem Dich, lieber Dirk Helmke, Deine Gattin Karin, sowie Deine Familie, Deine Freunde und Wegbegleiter. Heute sollen Du und Dein Wirken im Mittelpunkt stehen.
Ich möchte mich an dieser Stelle aber auch noch ganz herzlich Herrn Michael Bacher begrüßen, dem wir die heutige Feierstunde zu verdanken haben.
Denn auf seine Anregung hin, hat Herr Bundespräsident Steinmeier Dir, lieber Dirk, die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Bevor ich Dir heute diese hohe und ehrenvolle Auszeichnung aushändigen darf, ist es mir eine Freude, Deine Verdienste für Bottrop und die Menschen dieser Stadt zu würdigen.
Würdigen möchte ich auch den Einsatz Deiner Ehefrau Karin, die in all Deinem Wirken stets an Deiner Seite ist und sicherlich auch oft auf gemeinsame Zeit mit Dir verzichten muss. Ich weiß, wie wichtig ein solch starker Rückhalt ist, um eigene Projekte verwirklichen zu können. Daher soll der Dank an Dich, Karin, an dieser Stelle nicht zu kurz kommen.
Liebe Gäste,
die Bundesverdienstmedaille gehört zu den höchsten Anerkennungen, die die Bundesrepublik Deutschland aussprechen kann. Theodor Heuss stiftete die Auszeichnungen einst für Leistungen, „die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten“. Er wollte all diejenigen auszeichnen, die zum
friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beigetragen haben.
Heute – fast 60 Jahre später – geht es nicht mehr
um den Wiederaufbau unseres Vaterlandes oder
um den Aufstieg der Bundesrepublik. Jedenfalls
nicht im damaligen Sinne.
Unsere Gesellschaft ist aber nach wie vor auf Menschen angewiesen, die über die tägliche Pflichterfüllung hinaus eigene Interessen zurückstellen, um sich dem Gemeinwohl zu widmen. Die sich engagieren und sich einsetzen für unsere Gesellschaft.
Trotzdem gilt bei vielen Ehrenamtlichen die Prämisse „Tue Gutes und rede nicht darüber“ – eine noble Einstellung, die auf sympathische Weise gegensätzlich zu heute gängigen Verhaltensweisen ist. Zumindest wenn man bedenkt, dass eigene Vermarktung oftmals relevanter erscheint als das Vermarktete oder die Selbstdarstellung wichtiger ist als die eigene Leistung.
Das mag auch der Grund sein, weshalb die vielen guten Taten der bürgerschaftlich Engagierten in unserer lauten Zeit manchmal untergehen.
Da bleibt wenig Raum für Menschen, die sich für kulturelle Veranstaltungen engagieren, die sich um junge Menschen und deren Förderung bemühen, die sich in (Förder)Vereinen für ihre Mitmenschen einsetzen oder die mit dem Karneval ein schönes Brauchtum pflegen und den Menschen damit große Freude bereiten.
Doch alles hat bekanntlich seine Zeit. Und heute ist die Zeit, dieses großartige Engagement einmal mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses zu rücken. Heute darfst Du, lieber Dirk, erfahren, dass Dein Wirken doch nicht unbemerkt blieb – dass es vielmehr geschätzt und gewürdigt wird.
Lieber Dirk,
Deine Verdienste sind tatsächlich so breit gefächert, dass es schwierig ist, Bereiche im Bottroper Stadtgeschehen zu finden, in denen du nicht vertreten bist. Beim Blick in die verschiedenen Stellungnahmen, welche eingeholt und zur Entscheidungsfindung an das Bundespräsidialamt weitergeleitet wurden, kann ich erahnen, was Du leistest. Und ich sage bewusst “ahnen”, denn die vielen, vielen Stunden, die Tage und Jahre Deines Engagements, die Energie und die Kraft, die Du dafür aufgewendet hast und aufwendest, das vermag ich ja nur sehr verkürzt abzubilden.
Dennoch, lieber Dirk, möchte ich Deinen Gästen einen Auszug Deiner Leistungen darstellen:
Eines Deiner prominentesten Engagements dürfen wir heute aus nächster Nähe erleben: Die Kulturkirche Heilig Kreuz. Die Kirche wird seit einigen Jahren als „Ort lebendiger Kultur“ mit neuem Leben erfüllt, obwohl Sie eigentlich schon vor dem Abriss stand: Nachdem die Kirche seit 2008 nicht mehr als ebensolche genutzt wird, war ihr Schicksal lange Zeit ungewiss.
Dass die Kulturkirche heute nicht nur in Bottrop, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung findet, gilt als Dein Verdienst. Es war nämlich nicht nur Dein Anliegen, das Sakralgebäude als solches zu erhalten. Vielmehr ist es auch Deiner Initiative zu verdanken, dass hier seit einigen Jahren eine breite Palette hochkarätiger Kulturveranstaltungen stattfinden, die regelmäßig ein großes Publikum ansprechen. Hierfür begibst Du dich regelmäßig und zeitintensiv auf die Suche nach Sponsoren – echtes „Klinken putzen“, wie man so schön sagt.
Dein Wirken beschränkt sich aber nicht nur auf die Suche nach Sponsoren für Veranstaltungen in der Kulturkirche. Vielmehr begleitest Du die Veranstaltungen auch von den ersten Ideen, Planungen und Vorbereitungen bis zur eigentlichen Durchführung.
Besonders zu erwähnen sei an dieser Stelle auch Dein Einsatz für die Restaurierung der historischen Gemälde, welche sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in der Kapelle der Deutschordens-Kommende Welheim befunden haben. Es handelt sich dabei um vier großformatige Altargemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die in der Kulturkirche Heilig Kreuz einen neuen Platz gefunden haben und nun nach und nach dank der Unterstützung durch Sponsoren und Experten restauriert werden.
Der Beginn Deines Engagements in der Bottroper Kulturlandschaft liegt jedoch bereits mehr als zwei Jahrzehnten zurück:
Als das hiesige Kulturamt im Jahre 1994 die Konzertreihe „Forum junger Künstler“ konzipierte, warst Du der erste Unternehmer, der diese Reihe förderte und damit das Konzertleben in unserer Stadt bereicherte. Zugleich wurde mit dieser Reihe talentierten Nachwuchskünstlern ein Präsentationsforum geboten.
Wir alle wissen: Das Beste, was jungen Menschen passieren kann, ist, dass sie ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten entdecken und dadurch eine eigenständige Persönlichkeit entwickeln können. Die Möglichkeit, beim „Forum junger Künstler“ aufzutreten, ist für viele die Möglichkeit, ihr Talent auf großer Bühne einem breiten Publikum zu präsentieren. Kein Wunder, dass die Konzertreihe mittlerweile über unsere Stadtgrenzen hinweg gefragt ist.
Die immer professionellere Ausrichtung des „Forums junger Künstler“ benötigte auch immer mehr Sponsoren. Über den Kulturförderverein „Konjungtur“ bist du, lieber Dirk, jährlich als Förderer der anspruchsvollen Konzerte aktiv. Der Verein besteht seit 2003 und dort bist Du, wie sollte es auch anders sein, Gründungsmitglied. Doch bereits lange vor der Gründung war es Dein Anliegen, die Kulturlandschaft in Bottrop zu bereichern.
Wie kam es dann letztendlich zur Gründung von „Konjungtur“? Im Rahmen Deiner damaligen beruflichen Tätigkeit warst Du auf der Suche nach Alternativen zu königsblauen Fußballspielen, um Deine Kunden einzuladen. Eine der ersten alternativen Veranstaltungen war ein Blockflötenkonzert im Kammerkonzertsaal. Die Resonanz war riesig, sodass dieses in den Folgejahren zur Weihnachtszeit mehrfach wiederholt wurde. Daraus erwuchs die Anregung des Kulturamtes das „Forum junger Künstler“. Die Kosten hierfür waren jedoch für einen einzelnen Förderer nicht tragbar, sodass Du Deine Freunde mobilisiert und um Unterstützung gebeten hast – der Vorläufer des Fördervereins „Konjungtur“ war geboren.
Heute zählen 25 mittelständische Unternehmen zu den Mitgliedern, das Jahresprogramm wird jedoch maßgeblich von Dir geprägt: Künstlerauswahl, Auswahl der verschiedenen Genres und die letztendliche Durchführung der Veranstaltungen tragen Deine Handschrift.
Lieber Dirk,
Engagement im kulturellen Bereich – das bedeutet nicht nur Musik, Kunst und Architektur. Bottrop ist eine Stadt mit einer gut vernetzten Vereinsstruktur. Dazu gehören auch viele Karnevalsvereine, die die fünfte Jahreszeit stets mit Herzblut zelebrieren. Auch Du hast Deine Spuren im Bottroper Karneval hinterlassen. „Einmal Prinz zu sein…“, das hast Du dir bereits in der Session 1992/1993 erfüllen dürfen. Gemeinsam mit der uns allen in liebevoller Erinnerung gebliebenen Bernhardine Lützenburg regiertest Du unter dem Motto „Freie Fahrt dem Frohsinn“. Ergänzt durch Deine Ämter in der KG Bottrop-Boy sowie im Festkomitee Bottroper Karneval e.V. hast Du der Heiterkeit und dem Frohsinn in unserer Stadt Vorschub gegeben.
Voran ging es unter Deiner Führung auch mit der Bottroper „Gastro- und Geschäftsmeile“. Seit Deiner Zeit als Vorsitzender der 2013 gegründeten Interessengemeinschaft Gladbecker Straße, einer Vereinigung ortsansässiger Kaufleute, wurde der Abschnitt der Bottroper Fußgängerzone mit neuem Leben erfüllt und zu einer kleinen gastronomischen Meile entwickelt.
Auch Veranstaltungen, wie der stark frequentierte Feierabendmarkt auf dem Ernst-Wilczok-Platz, entstanden in diesem Zusammenhang. Angetrieben wurdest Du stets von der Gewissheit, dass Du etwas in Deiner Stadt, der Du mit Leib und Seele verbunden bist, bewegen und bewirken kannst. Der mittlerweile lokal berühmte Ausspruch „Bottroper für Bottrop“ entstand durch Dein Engagement.
Deine Kenntnisse, Deine Sach-und Fachkunde sowie Deine zukunftsorientierte Denkweise haben Dich auch im Rahmen Deiner Tätigkeit im Aufsichtsrat der Volksbank Kirchhellen eG Bottrop zu einem verlässlichen Partner gemacht. Du hast dort seit 2004 im Aufsichtsrat gewirkt und warst ein geschätzter Teil dessen.
Gleiches gilt für Deine Tätigkeit in der Bottroper Sonnenkraft eG, welche im Jahr 2009 gegründet wurde. Dort hast Du dich ehrenamtlich mit Engagement und Sachverstand für die Belange der Genossenschaft eingesetzt.
Lieber Dirk,
Deine Leistungen beeindrucken mich sehr. Es ist einfach schön zu sehen, wie und vor allem an wie vielen Stellen es Dir gelingt, Dich einzubringen – wie Du von dem, was Du tust, überzeugt bist. Dein Wirken ist ein echter Glücksfall für unsere Stadt.
Manch einer fragt sich vielleicht: Was treibt Dich an? Mit dem Kümmern um unsere Stadt und die Menschen, die in ihr leben – das ist inzwischen wohl jedem bekannt – bereicherst Du Bottrop. Aber was oft übersehen wird: Wenn wir uns Anderen zuwenden, wenn wir uns größeren Aufgaben zuwenden, als denen, die wir alleine bewältigen können, wenn wir Menschen mobilisieren und sie durch unser Mitwirken bereichern, dann werden eben auch wir selbst bereichert.
Aus dem Babylonischen Talmud (Anm.: eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums) stammt das Zitat: „Jeder einzelne soll sich sagen: Für mich ist die Welt geschaffen, darum bin ich mitverantwortlich.“
Dieses Zitat verdeutlicht, wie sehr unser Gemeinwesen auf die Mitarbeit jedes Einzelnen angewiesen ist und wie wichtig und wertvoll der Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern ist, die sich für die Gesellschaft engagieren.
Ich wünsche mir, dass Du, Dirk, Dein Wirken fortführst und dass Menschen Deinem Vorbild folgen und Dich weiterhin in Deiner wertvollen Arbeit unterstützen.
Lieber Dirk Helmke,
im Namen des Herrn Ministerpräsidenten Laschet und verbunden mit seinen Glückwünschen darf ich Dir nun die von unserem Bundespräsidenten, Herrn Frank-Walter Steinmeier, verliehene Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und die dazugehörende Verleihungsurkunde überreichen.
Ich gratuliere Dir im Namen des Rates der Stadt, der Bezirksvertretungen, der Verwaltung und der gesamten Bürgerschaft zu dieser Auszeichnung.
Dem schließe ich meine persönlichen Glückwünsche an und, wie es bei uns in Bottrop stolze Tradition ist, ein herzliches Glückauf!
Verlesen der Urkunde
Anheften des Verdienstordens
Überreichung des Blumenstraußes
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